Letzte Beitragsaktualisierung: 03/01/2022 von Hubert Mayer
Ein Besuch der Burg Forchtenstein der Esterházys lohnt sich – egal, ob Du Deinen Fokus auf das umfangreiche Waffenarsenal aus mehreren Jahrhunderten legst oder auf die großen Zeughausbestände. Alles erzählt die spannende Geschichte der Esterházys.
Blogeinladung - was bedeutet das? Die Burg Forchtenstein ist eine weitere Station meiner Reise auf den Spuren der Fürsten und Fürstinnen Esterházy in Österreich. Nachdem wir am Tag zuvor bereits das Schloß Esterházy in Eisenstadt und das Weingut (mein reich bebilderter Bericht) besichtigt hatten, war ich schon sehr gespannt auf die Burgführung mit Waffensammlung, die ich mir gewünscht habe.Morgens wurden wir direkt von unserer tollen Unterkunft, dem Gästehaus „Zum Oberjäger“ am Schloß Lackenbach abgeholt und benötigten ca. 30 Minuten bis zur Burg Forchtenstein. Stolz ragt sie vor uns empor als wir das Auto parken.
Am bequemsten erreichst Du die Burg Forchtenstein mit dem Auto, ein kostenfreier Parkplatz befindet sich direkt neben der Burg.
Die Anreise per Bus ist täglich einmal direkt ab Wien möglich mit der Buslinie 7941, die direkt ab dem Busterminal Wien Hauptbahnhof startet. Ansonsten über Umsteigeverbindungen, die Du bei der ÖBB abfragen kannst. Dein Ziel: „Forchtenstein, Burg“.
Burg Forchtenstein
Melinda Esterhazy-Platz 1
A-7212 Forchtenstein
Die Burg ging 1622 durch Verpfändung durch Kaiser Ferdinand II. an Nikolaus Esterházy, wurde aber bereits vor 1300 erbaut. Dadurch wurde er der Erbgraf von Forchtenstein, doch zu diesem Zeitpunkt war er auch schon Palatin, der Stellvertreter des ungarischen Königs.
Pünktlich auf 10:30 Uhr sind wir zur
Das alles erwartet Dich in diesem Beitrag (einfach Button klicken zum Aufklappen):
Burgführung mit Waffenkammer
an Ort und Stelle unterhalb des Bergfrieds und wir sind eine schöne kleine Gruppe. Durch einen Gang mit Lafetten aus 30-Jährigen Krieg geht es einmal halb um die Burg Forchtenstein, bis wir am Eingang zum inneren Burghof Halt machen. Vera, unsere Führerin an diesem Tag, macht uns hier auf das 1706 fertiggestellte Portal mit Heiligen und dem ursprünglichen Wappen von Nikolaus aufmerksam.
Sein Wappen ist das linke blaue mit dem goldenen Greif, während das rechte das seiner zweiten Frau Christina Nyary mit dem goldenen Löwen ist.
Dann schreiten wir durch das Portal und gehen in den Innenhof, nicht aber ohne den Schutzgeist der Burg, der 1706 hier von Paul I. Fürst Esterházy aufgehängt wurde und nach Osten blickt, um die Burg von Unheil zu schützen, zu würdigen. Und der Schutzgeist scheint zu wirken, denn die Burg Forchtenstein wurde niemals eingenommen. Wie der Schutzgeist der Burg Forchtenstein aussieht, fragst Du? Zeige ich Dir natürlich:
Dann stehen wir auch schon im beeindruckenden Innenhof mit den bedeutenden Wandmalereien, die ebenfalls Paul I. Fürst Esterházy hier anbringen ließ. Er war der Sohn von Paul und wurde 1687 von Kaiser Leopold I aus Dankbarkeit für seine Unterstützung im Kampf gegen die Osmanen und seine Treue in den Fürstenstand erhoben. Hinter seiner Statue ist auch der 50 m hohe Bergfried zu sehen – so groß er auch aussieht, viel Platz war/ist nicht drin. Er diente seinerzeit als Verließ.
Erst als Burg, später dann als Schloss ausgebaut.
1990 wurde damit begonnen, die Malereien wieder über 10 Jahre freizulegen.
Doch jetzt wird es Zeit, die Räume der Burg zu besichtigen, oder?
Das erste, was mir auffällt, ist der spätgotische Flügelaltar, der aus dem niederösterreichischen Pottendorf stammt. Zwischen Forchtenstein und Pottendorf gab es früher viele Verbindungen und 1802 kaufte Nikolaus II. Fürst Esterházy das dortige Schloss. Der Flügelaltar wurde nach der Zerstörung der Burg im 2. Weltkrieg geborgen und restauriert, aber erst 2006 auf die Burg Forchtenstein gebracht. Er soll die lange Verbundenheit der Herren von Pottersdorf mit den Grafen von Mattersdorf, den Erbauern der Burg sowie der fürstlichen Familie Esterházy zeigen.
Dann kommen wir zu meinem unverhofften Highlight dieser Führung. Ich dachte ja, es werden die Waffen werden, doch weit getäuscht! Die Kapelle mit dem Altar, Gemälden und Deckenmalereien aus dem 17. Jahrhundert, die hat mich begeistert. Auch heute wird sie noch für Hochzeiten und Taufen genutzt und an Sonn- und Feiertagen kommt ein Pfarrer für eine Messe.
Vor allem die Decke hat es mir schwer angetan, fasziniert starre ich sie lange an und würde lieber länger bleiben, als es im Rahmen dieser Führung möglich ist.
Im Verlauf der Führung erfahren wir sehr viel über die Geschichte der Esterházys.
Dass Palatin Nikolaus Graf Esterházy noch lange am Verhandlungstisch saß, wenn andere schon Kriege starteten. Von seinen Söhnen Ladislaus, der 1652 fiel, als er versuchte, 200 christliche Gefangene zu retten, die von den Türken in Ungarn gefangen wurden. Und von Paul, der das Erbe der Esterházys übernahm und der umgehend die Tochter Ursula seines Halbbruders Stephan heiratete: Und daraus wurde die große Liebe. Aus dieser Ehe entstammten sage und schreibe 19 Kinder!
Nachdem Ursula verstorben war, heiratete er Eva, doch das wurde keine glückliche Ehe. Paul klagte in der Zeit sogar seine Eva wegen Giftmischerei an und sie wurde daraufhin für ein Jahr inhaftiert. Es folgte ein Rosenkrieg.
Doch lass uns noch ein wenig schauen, was es noch in der Burg Forchtenstein zu sehen gibt, schließlich war ich ja der umfangreichen Waffensammlung wegen hier. Und davon gibt es in den folgenden Räumen eine Menge!
Waffensammlung Burg Forchtenstein
Wir erfahren, dass das Burgenland bis 1921 ungarisch war und die Esterházys maßgeblich dazu beigetragen haben, dass es nicht osmanisch wurde, während die Habsburger andere Schlachten schlugen.
Doch nicht nur Waffen hat es hier in der Burg Forchtenstein, auch eine Menge Fahnen, wie hier die älteste ungarische Krönungsfahne.
Aber auch eine kroatische Krönungsfahne, die Ladislaus Esterházy am 16.06.1647 in Preßburg bei der Krönung Ferdinands zum König von Ungarn und Kroatien trug, befindet sich hier.
Paul II. Anton Fürst Esterházy, der ein Husarenregiment aufgestellt und bezahlt hat, um Maria Theresia zu unterstützen im Kampf gegen unter anderem den Preußenkönig Friedrich, ist das nächste Zimmer gewidmet. Die 35 Porträts der Offiziere der Husaren stellen eine Besonderheit dar, denn viele Offiziersgalerien konnten nicht bewahrt werden:
Paul II. Anton Fürst Esterházy setzte sich schon 1758 im Rang eines Feldmarschalls zurück und widmete sich daraufhin humanitären und künstlerischen Dingen. Ihm ist auch die Anstellung von Joseph Haydn als Vizekapellmeister zu verdanken.
Die Burg Forchtenstein ist übrigens schon seit 1814 Museum!
Wollt ihr noch ein paar Waffen sehen, bevor wir gemeinsam in die Küche gehen? Die Bilder werden beim Anklicken der Vorschaubilder schärfer, keine Sorge :)
Es folgt bei der Führung eine kurze Pause von den Waffen und es geht im Erdgeschoss in die
Barocke Backstube und die Küche der Burg Forchtenstein
Faszinierend, was hier alles am Tag gebacken wurden. Bis zu 10.000 Stück Kleingebäck und 3.000 Semmeln pro Tag! Ich kann mir vorstellen, was für eine Arbeit das war, vor allem hier an dem riesigen Teigtrog:
Ganz schön alt schon!
Doch auch von dem damaligen Geschirr, das über verschiedene Jahrhunderte verwendet wurde, ist noch einiges erhalten:
Auch die große Herdstelle ist beeindruckend. An den kleinen Öfen, die Du da im Hintergrund noch mit den Pfannen sehen kannst, wurden die bereits zubereiteten Speisen warmgehalten.
Einen kurzen Blick werfen wir noch auf die Zisterne im nächsten Raum,
bevor es noch zu einem weiteren Höhepunkt kommt. Das
Zeughaus der Burg Forchtenstein
ist das größtes Zeughaus in Privatbesitz in Europa. Hier gibt es Waffen, die den 30-jährigen Krieg überstanden haben. Hier lasse ich die Bilder für sich sprechen – wir sind hier auch ziemlich schnell durch, da wir schon spät dran waren. Dabei würde sich hier deutlich mehr Zeit lohnen, um all die Waffen und das Zubehör zu bestaunen!
Die Burgführung endet am 45 Meter tiefen, vom Wiener Bildhauer Pietro Maino Maderno geschaffenen, Brunnen – zumindest bis zum Wasserstand sind es 45 Meter.
Die Gießkannen im Hintergrund stehen nicht nur zur Zierde da, sondern für Demonstrationszwecken. Vera zeigt uns, dass das Wasser, das sie runterkippt in den Brunnen, geschlagene 6 Sekunden benötigt, um unten anzukommen.
Und auch die Schallwirkung ist beeindruckend – ganze 13 Echos sind zu vernehmen!
Wir machen nach der Führung eine kurze Pause, bevor wir uns noch die Höhepunkte der Sammlungen anschauen:
Helden – Schätze – Beutestücke
nennt sich der Rundgang im zweiten Obergeschoss der Burg Forchtenstein, in der zahlreiche Porträts und Exponate zu sehen sind.
Was hier zu sehen ist, lässt mich staunen.
Gleich zu Beginne sehe ich eine Tischuhr von ca. 1670, die von Johann Ott Halleicher geschaffen wurde und aus Augsburg stammt.
Obwohl ich an Kunst nicht so wahnsinnig interessiert sind – das gehört zu den Stücken, die ich sehr lange anschauen mag.
Aber auch die Eisentruhe, auf der die Besitzungen der Esterházy abgebildet sind, finde ich spannend:
Und was mich schon in Wolfenbüttel in der Herzog-August-Bibliothek fasziniert hat, das sind ja Globen. Hier in der Burg Forchtenstein gibt je einen Erd- und Himmelsglobus, die ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert und wohl aus Amsterdam stammen:
Übrigens: Wenn Du an keiner Führung teilgenommen hast, hier in der Ausstellung lernst Du auch viel über den Aufstieg und die Geschichte der Esterházys, denn überall sind Informationsschilder. Teilweise über die Personen selbst, teilweise aber auch selbstkritisch mit Informationen versehen:
Euch jetzt jedes Schmuckstück vom Rundgang zu zeigen, würde natürlich zu weit gehen. Ihr sollt ja „nur“ ein wenig Appetit bekommen, auch diese Ausstellung anzusehen. Aber ich sage es gleich: Bringt genug Zeit mit, wenn ihr auch an der Geschichte interessiert seid, es gibt einiges zu lesen und viel zu bestaunen. Hier eine Slideshow, in der ich einige meiner persönlichen Highlights der Exponate dieser Ausstellung in der Burg Forchtenstein zusammengestellt habe. Alle ca. 3 Sekunden wechselt das Bild, Du kannst aber auch manuell weiter (oder zurück, wenn es zu kurz war) klicken :)
Doch nicht nur solche Kunstgegenstände gibt es, nein, auch eine Menge Porträts. Neben einem bin ich einen Moment stehen geblieben. Das von Vlad III. Tepes, Woiwode der Walachei. Kommt euch bekannt vor? Genau – auf ihn geht die Figur des Dracula zurück.
Einen kurzen Abstecher machen wir noch in Sonderausstellung, die es noch bis zum 01.11.2020 gibt:
300 Jahre gesammelt – in 3 Tagen entwendet
In dieser Sonderausstellung geht um die Zeit der sog. „Sozialisierung“ nach der Ausrufung der Räterepublik vor 100 Jahren am 22.03.1919. Gleich am 01.04.1919 klopften auch die Mitglieder des Direktoriums der Räterepublik aus Sopron und dem Komitat Sopron an die Türe der Burg Forchtenstein, „um die dort seit Jahrhunderten in einer Einheit bewahrten Kunstschätze zu konfiszieren, d. h. diese nach der damals gebräuchlichen offiziellen Bezeichnung zu „sozialisieren”.“ (Zitat von der Website zu der Ausstellung).
In der Ausstellung erfährst Du viel über die Zeit der Räterepublik und die vorgenommenen Enteignungen, die natürlich nicht nur die Familie Esterházy betroffen hatte.
Lohnt auf alle Fälle auch einen Besuch.
Kurz vor dem Verlassen der Ausstellungen sehe ich noch diese wunderschöne Türe, die Dir nicht vorenthalten möchte:
Dann heißt es Abschied nehmen. Auf halbem Weg nach unten halten wir aber auf meinen Wunsch nochmal an. Ich wollte noch von unten ein Bild von der Burg machen, wie sie über der Landschaft thront. Den Spot hatte ich schon – bei strahlend blauen Himmel – auf der Herfahrt ausgemacht, mittlerweile hatte sich das Wetter deutlich verschlechtert. Trotzdem finde ich, passt das Bild gut als Abschluss:
Montag – Donnerstag: 11:00 und 13:00 Uhr
Freitag – Sonntag: 11:00, 13:00 und 15:00 Uhr
1. April – 1. November täglich 10.00 – 18.00 Uhr geöffnet (Kasse schließt um 17:00 Uhr)
Führungen auf Deutsch: 10:30, 13:30 und 16:45 Uhr
Führungen auf Ungarisch: 11:00 und 15:15 Uhr
Alle Führungen sowie der Eintritt in die Ausstellung Helden – Schätze – Beutestücke kosten jeweils 12 EUR, die Highlightführung 18 EUR.
Einen weiteren kurzen Artikel über die Burg Forchtenstein mit vielen Bildern in der Galerie findest Du bei meinem lieben Reisebloggerfreund Milos.
Hinweis: Alle Bilder sind, trotz dass sie noch recht groß sind, einigermaßen für das Web optimiert und damit spätestens auf einem Retinadisplay nicht mehr 100 % scharf. Das nehme ich bewusst in Kauf. Die Originale habe ich natürlich trotzdem: falls ein Partner bedarf haben sollte, können wir uns gerne austauschen, wie wir ins Geschäft kommen!
Wenn Du mir nun auch was Gutes tun willst – meinen Amazon Wunschzettel findest Du hier!
Ich wurde von der Esterhazy Betriebe GmbH zusammen mit meiner Freundin eingeladen, das Schloss Esterhazy, das Weingut Esterhazy und die Burg Forchtenstein zu besichtigen. Das beinhaltete Führungen in Schloss und Burg sowie eine Führung nebst ausführlicher Weinprobe im Weingut. Auch zur Übernachtung mit Frühstück im Gästehaus Zum Oberjäger in Lackenbach im Schlosspark waren wir eingeladen. Die Anfahrt und restliche Verpflegung an den beiden Tagen haben wir selbst bezahlt.
Anzeigen:
Das Gästehaus Zum Oberjäger kannst Du hier bei booking.com buchen, aber auch direkt auf der Website des Gästehauses!
Die Tour durch das Weinbaumuseum der Esterhazys im Schloß Esterhazy in Eisenstadt kannst Du beispielsweise bei Get Your Guide buchen, wenn Du es nicht vor Ort machen möchtest, was ebenfalls geht!
wow was für eine coole burg. hoffe ich kann sie auch mal anschauen – sie ist wirklich ein wenig abgelegen :)
Mach das. Und bring echt genug Zeit mit.