Es gibt Einladungen, zu denen sagt man nicht NEIN. Auch nicht, wenn man dafür einen Anzug tragen muss. Als ich nach Worms zur Premiere der Nibelungenfestspiele 2017 eingeladen wurde, war das so ein Moment. Auch wenn ich seit Jahren keinen Anzug mehr getragen habe – das sollte es wert sein, oder? Auf den Spuren der Nibelungen bin ich dann schon vor der Premiere gelaufen!
Schon als ich tagsüber am Eingang vorbei komme, wird der rote Teppich, über den ich abends auch noch muss, aufgebaut und gereinigt.
Auch unten am Marktplatz ist nicht zu übersehen, dass die Nibelungenfestspiele beginnen, überall hängt Werbung für “Glut”, die diesjährige Aufführung:
Gegen 17.30 Uhr treffe ich Jan vom Reiseblog Deutschlandjäger, mit dem ich an diesem Abend die Premiere der Nibelungenfestspiele unsicher machen werde. Vor unserem Hotel wartet schon ein Shuttleservice, auf den wir aber verzichten, das Hotel ist eine Minute Fußweg vom roten Teppich entfernt ;)
Kurz auf das Zimmer, frisch machen, dann binde ich ihm noch die Krawatte, ein schnelles Foto (Guckst Du bei Facebook), dann geht es los zur
Premiere der Nibelungenfestspiele 2017 in Worms
Wir versuchen so unauffällig wie möglich über den roten Teppich zu laufen. Außenherum stehen eine Menge neugieriger Menschen – und direkt vor uns laufen Nikolai Kinski und Ina Paule Klink. Die haben alle Aufmerksamkeit der Fotografen und wir kommen schnell rein in den Heylshof-Park.
Gleich zur Begrüßung gibt es Sekt, Wein und ähnliche Getränke, ich schaue gleich mal zu dem Winzersekt – und weil ein Freund fragt, wann ich da sei, mache ich einfach kommentarlos ein Selfie ;)
Das Bild ist übrigens doppelt selten. Denn nicht nur, dass ich überhaupt drauf bin, nein, dazu auch noch im Anzug…
Auffällig ist vor allem der “Drachenblutbrunnen”, der sich durch den Park zieht.
Der Dom gibt schon hier im Heylshof-Park eine tolle Kulisse ab,
und spannend ist, wie sich gefühlt die Farben im Laufe des abends ändern, als die Sonne beginnt, unterzugehen.
Ab 20 Uhr dürften wir die Tribüne betreten, wir kommen auf den letzten Drücker, kurz vor 20.30 Uhr.
Wer sich jetzt wundert, was ein Zug bei den Nibelungen zu suchen hat – die Aufführung Glut handelt nicht unmittelbar von der Nibelungensage, sondern von (u. a.) Deutschen im ersten Weltkrieg, die als Schauspieltruppe, die die Nibelungensage aufführt, getarnt die von den Briten kontrollierten Ölfelder in Persien angreifen will.
Mehr als 1100 Personen sind zur diesjährigen Premiere gekommen, mehr als normalerweise Plätze am Abend da sind (1.136). Entsprechend voll ist es,
Der Dom ist eine grandiose Kulisse,
aber natürlich kann man da für Instagram auch ein klein wenig nachbearbeiten ;)
Dann startet auch schon die Aufführung, während derer keine Bilder gestattet sind.
Lange dauert es, bis die 40-minütige Pause kommt, dann geht es wieder in den Park, ein Gläschen Wein trinken und einige Happen zu essen. Die Atmosphäre ist herrlich entspannt, und ich beginne zu vergessen, dass ich mich dafür in einen Anzug gezwängt habe.
Die zweite Hälfte der Aufführung wird deutlich kürzer als die erste – und am Ende gibt es donnernden Applaus für die Künstler.
Wie es mir gefallen hat? Nun, ich hätte dann doch lieber eine klassische Nibelungensage gesehen, aber glücklicherweise sind Geschmäcker verschieden. Und es gab tolle Schauspieler, am besten gefiel mir Ismail Deniz als russischer Prinz Igor.
Anschließend ging es noch sehr, sehr lange im Heylshof-Park mit der Premierenfeier, Snacks
und natürlich eine Menge rheinhessischer Wein. Sehr lecker!
Samstagabend werde ich diesen auch nochmal im Rahmen des Dinners im Park genießen, ein leckeres Drei-Gang-Menü,
das ich so sehr genieße und am Quatschen bin mit den anderen Personen am Tisch, dass ich am Ende erschrocken feststelle, nur Instastories gemacht zu haben, die mittlerweile weg sind, aber keine Bilder. Also musst Du mir einfach glauben, dass es lecker war. Evtl. bekomme ich aber noch ein paar Bilder von Worms nachgereicht, dann trage ich die nach.
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Nach dem Dinner genieße ich noch die herrliche Musik auf der Bühne und schalte weiter ab.
Warum die Pause ganze 40 Minuten lang ist, das erfahre ich 2 Tage später, als ich am Sonntagmorgen eine
Backstageführung hinter die Kulissen der Nibelungenfestspiele
mitmache.
Schnell gehen wir durch die Containerlandschaft, in denen die Umkleiden sind, da hier auch private Gegenstände sind, bleiben die Türen auch für uns verschlossen bzw. wir schauen nicht in die geöffneten. Die Garderobe hingegen, die können wir uns anschauen,
wir erfahren, dass es dieses Jahr eher unkritisch ist, das Stück spielt auf Sand. Es gab aber auch schon Festspiele, die im Schlamm spielten, da hatte das Team dann unmittelbar nach der Aufführung viel Arbeit, die Kostüme wieder sauber zu bekommen.
Es gibt auch extra Probenkostüme, die den endgültigen sehr ähnlich sind, damit sich die Schauspieler schon daran gewöhnen können (denk dabei nur an Stücke, bei denen Kettenhemden getragen werden…).
Weiter geht es in Richtung Bühne und Requisitengarage und ich werde hibbelig.
“Wir haben sogar eine eigene Blutküche!”
Mit diesem Satz lockte mich Iris Muth, die Leiterin der Unternehmenskommunikation der Kultur und Veranstaltungs GmbH Worms, auf der ITB. Und erzählt dann am Samstag bei den Wormser Markt-Winzern, dass es dieses Jahr nur sehr wenig Blut gebe, was sehr schade sei.
Und was soll ich sagen – der Meister der Blutküche, Uwe Haaß, zugleich auch der Waffenspezialist, der Teile selbst baut, ist dann leider doch nicht da. Kurz bin ich enttäuscht, dann denke ich: Tja, dann muss ich eben nächstes Jahr wieder kommen…
Dafür sehen wir das extra für dieses Stück gedruckte Geld, das hier Bündelweise rum liegt.
(Übrigens: In klein steht drunter auch extra “FILMGELD”, damit niemand auf dumme Gedanken kommt.)
Zurück zum Blut – das soll sogar ganz schmecken, verrät uns unsere Führerin. Denn das wird aus dem Saft roter Beete und Zucker gekocht :)
Der in der Aufführung zum Einsatz kommende Flammenwerfer ist übrigens auch von Uwe Haaß selbst konstruiert und gebaut worden. Apropos Waffen – diese werden verschlossen im Waffenschrank aufbewahrt und jeder Schauspieler muss immer auf Zuruf sagen können, wo sich seine Waffe befindet.
Wir werfen einen letzten Blick in die Requisite,
erfahren noch die einen oder anderen Tricks, wie dass unten an Gläsern, die auf Tabletts durch die Gegend getragen werden, gerne auch Magneten angebracht sein können.
Dann geht es weiter in Richtung der Bühne (nicht ohne dass ich schmunzeln muss, als ich sehe, dass für den Schlussapplaus ein ausführlicher Plan besteht, wer wann vorzutreten hat).
Ca. 3 Wochen vor der Premiere wird begonnen, vor dem Wormser Dom zu proben, vorher wird das im Schauspielhaus geprobt. Dieses Jahr scheint es zu Beginn einigen Muskelkater gegeben zu haben, schließlich ist ein Großteil des Stückes auf Sand zu laufen ;) Und von dem werden etwa 70 Tonnen gebraucht für diese Kulisse!
Von hinten nähern wir uns dem Zug und werfen einen Blick hinein.
Dieser Zug ist auch der Grund, warum die Pause dieses Jahr 40 Minuten beträgt. Denn solange ist die Umbauzeit vom Zug zum Panzer!
Von innen und von vorne sieht der ja schon sehr ähnlich, von hinten betrachtet wird die Illusion aufgehoben und Du siehst einen Teil der erforderlichen Technik…
Der Panzer sieht dann übrigens so aus (Bild von Samstagmittag, als wir auch schnell hier mit Iris nach dem Besuch bei den Wormser Markt-Winzern rein schauen:
Die Führung war sehr interessant, mit knapp 40 Minuten deutlich kürzer als veranschlagt.
Fakten zu den Nibelungenfestspiele 2017 in Worms
Wann? Premiere: 4.8.; Spielzeit 5.8. – 20.8.2017 (keine Aufführung am 14.08.)
Wo? Tribüne im Heylshof-Park vor dem Westflügel des Wormser Doms
Kosten? 29 – 129 EUR
Kosten Dinner im Park? 48,50 EUR (bzw. 40,50 für das vegetarische Menü) ohne Getränke
Alle Informationen gibt es ausführlich auf der Website der Nibelungenfestspiele Worms
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Danke für die schönen bebilderten Eindrücke, besonders vom Drachenblut Brunnen :)
Was ich auf bemerkenswert finde ist deine Offenlegung, nur die wenigsten Blogger sind so ehrlich bzgl Sponsoring!