Letzte Beitragsaktualisierung: 04/01/2022 von Hubert Mayer
Blogeinladung - was bedeutet das? Wandern im Schwarzwald auf sechs Etappen über den 119 km langen Schluchtensteig – das habe ich im September 2016 auf Einladung der Top Trails of Germany, zu denen der Premiumwanderweg Schluchtensteig gehört, gemacht. Von meinen Erfahrungen über die gesamten Schluchtensteig Etappen berichte ich hier, wenn Du Dich nur für eine Etappe interessierst: Unter dem Beitrag verlinke ich alle meine Berichte über die einzelnen Etappen des Schluchtensteigs. Gewandert bin ich übrigens ohne Gepäck ;)Von Stühlingen bis Wehr führt der Schluchtensteig durch den Schwarzwald in Baden-Württemberg – je nach Streckenangabe zwischen 118 und 120 km. Unter anderem führt die Strecke auch durch die Wutachschlucht – einer der Gründe, warum die Entfernungsangaben auch nicht immer identisch sind auf diesem Premiumwanderweg. Denn hier wütet tatsächlich manchmal die Natur – auf meiner Wanderung im September gab es in der Wutachschlucht zwei Umleitungen zu wandern, weil Erdrutsche die ursprüngliche Strecke teilweise unterbrochen haben und der Abschnitt dann aus Sicherheitsgründen gesperrt wurde. Die zweite der Umleitungen wird aber nun die „normale“ Strecke werden.
Ich reiste am Freitagabend an und verbrachte eine erholsame Nacht nach einem vorangegangenen gute Abendessen in Stühlingen im Landgasthof-Hotel Rebstock im ehemaligen Gefängnis, das toll hergerichtet wurde. Kurz vor 9 Uhr gab ich mein Gepäck ab, damit dieses von „Original Landreisen“ an den Zielort meiner Etappe 1 gebracht werden kann. Und dann ab zum Startpunkt der
Das alles erwartet Dich in diesem Beitrag (einfach Button klicken zum Aufklappen):
1. Etappe Schluchtensteig von Stühlingen nach Blumberg
an der Kirche in Stühlingen.
Von hier geht es dann los, erst durch den Ort, dann geht es am Ende von Stühlingen auch schon weg von der Straße, immer an der Wutach entlang.
Der Weg wechselt von breitem Feldwegcharakter mit schmaleren Pfaden. Kurz sieht es aus, als würde ich wieder in die Zivilisation kommen, doch bald geht es am Talbahnhof der Museumsbahn Sauschwänzlebahn (hier ist ein Stopp am Imbiss möglich) wieder in den Wald, erst kurz steil den Berg hoch, dann über einen sanften Anstieg. Unterwegs höre ich immer wieder mal das vergnügte Pfeifen der Sauschwänzlebahn.
Nach ca. zwei Stunden ab Stühlingen besteht noch mal die Möglichkeit der Einkehr im Gasthaus Wutachschlucht, dann geht es wieder am Bahnhof Lausheim-Blumegg weg von der Straße.
Nach kurzer Strecke geht es durch die Wutachflühe,
der Gegenverkehr von Tagesausflüglern nimmt hier deutlich zu.
Auf diesem Abschnitt der Etappe 1 achtest Du besser auf Deine Füße, der Pfad ist schmal, links geht es den Abgrund runter. Was auch nicht schadet: Merk Dir doch bitte, in welchem Rettungssektor Du bist. Nicht, weil Dir unbedingt was passiert, aber vielleicht war vor Dir jemand unachtsam.
Vor dem Wanderparkplatz Wutachflühe locken noch zwei Aussichtspunkte, damit sich der Aufstieg auch lohnt, dann geht es mehr in der Sonne weiter. Ein kurzer, aber sehr brutaler Aufstieg am Feldrand raubt mir viel Kraft, doch wenig später kommt ein Grillplatz, der zu einer Pause einlädt.
Dann heißt es weiter, den letzten Abschnitt dieser Etappe zu wandern, hoch auf den Buchenberg. Der Weg ist doch nicht so steil, wie ich befürchtet hatte und ich komme gut voran. An der Hütte oben gibt es einen tollen Ausblick auf die kommende Strecke der nächsten Tage.
Ab hier geht es nur noch abwärts, bis das Etappenziel Blumberg der erreicht ist, wo ich trotz einer Hochzeit im Hotel Hirschen recht früh in tiefen Schlaf falle, um dann am nächsten Tag auf die
2. Etappe des Schluchtensteigs von Blumberg durch die Wutachschlucht zur Schattenmühle
aufzubrechen.
Der Wutachranger Martin Schwenninger holt mich für diese Etappe durch die Wutachschlucht im Hotel ab und gemeinsam ziehen wir los. Das erste Highlight der Strecke ist schon kurz nach dem Ortsausgang von Blumberg erreicht, der Schleifenbach fällt in mehreren Kaskaden
hier durch das Tal, nachdem ich Martin einmal über eine schöne steile Treppe runter gefolgt war.
Der folgende Weg bis zur Wutachmühle wechselt zwischen Teer und Wanderwegen, zwischendurch kommt auch ein kurzer Pilgerstopp, an dem Du Dich versorgen kannst, wenn Du magst.
Unterwegs erzählt mir Martin so einiges über seine Tätigkeiten als Ranger, der unter anderem als Schnittstelle zwischen Behörden und Nutzern der Natur liegt, denn seine Hauptaufgabe ist der Naturschutz. Doch viel Zeit verbringt er auch mit Führungen oder eben auch einer Wanderbegleitung wie bei mir.
Wer eine Stärkung benötigt, kurz hinter der Wutachmühle ist ein Kiosk, den Du vorher schon siehst. Hier ist der Zielpunkt der meisten Wanderer durch die Wutachschlucht, denn meist wird sie bergabwärts von der Schattenmühle zur Wutachmühle gewandert.
Unser Weg geht schon bald auf eine Umleitung, die diese Etappe des Schluchtensteigs durch die Wutachschlucht um zwei Kilometer verlängert und uns die Sonne auf den Kopf brennen lässt.
Doch am nächsten Wanderparkplatz (auch mit dem Bus zu erreichen) geht es wieder abwärts, runter zur Wutach. Der folgende Teil der Wutach ist eine Versickerungstrecke. Teile der Wutach suchen sich hier Wege durch die Höhlen. Unterwegs kommen wir an einer halben Brücke vorbei. Bis vor etwa 20 Jahren ging es hier über die Wutach.
Auf der weiteren Strecke kommen wir immer wieder an Stellen, die heute so nicht mehr entwickelt werden könnten. 1904 wurden hier nämlich rabiat Passagen aus dem Fels gesprengt, und auch heute sind diese wunderprächtig begehbar.
Nach knapp vier Stunden erreichen wir einen Grillplatz mit großer Regenhütte, an dem ziemlich Betrieb ist. Doch wesentlich weniger, als Martin an diesem Sonntag in der Wutachschlucht erwartet hatte.
Nur noch 7 km sind es von hier bis zur Schattenmühle, wir machen nur eine kurze Rast, um unser mitgenommenes Vesper zu verzehren. Leicht auf und abwärts geht es, bis wir an einen offensichtlich sehr beliebten Fotospot kommen, es dauert eine Weile, bis ich den Wasserfall ohne davor posierende Menschen vor die Linse bekomme.
Wir kommen anschließend durch Bad Boll, einen ehemaligen Kurort, der vorwiegend reiche Engländer früher anzog. Den damaligen Ruderteich erkennt man jedoch kaum wieder, die Natur hat dieses Natur Paradies sehr eindrücklich sich zurückgefordert.
Auch sonst ist nicht viel übrig, das Kurhotel wurde abgerissen, nur an der Kapelle an der Wiese sind noch Rest zu sehen. Hier machen einige Wanderer auch noch einmal in der Sonne auf der Wiese eine Rast, bevor sie den letzten Abschnitt der Strecke in Angriff nehmen.
Die folgende Umleitung ist nicht länger als der bisherige Schluchtensteig und laut Martin auch wegtechnisch nahezu gleichartig, sodass diese Strecke künftig auch die Standardstrecke des Schluchtensteigs werden wird.
Nach insgesamt fast exakt 6 Stunden kommen wir an der Schattenmühle an, wo ich meine Flüssigkeitsvorräte mit einer Radlermaß für 7,00 EUR wieder auffülle. Die Auswahl zum Essen ist groß, doch wir wollen noch ein kleines Stück weiter. Statt hier am Wanderparkplatz in den Bus nach Bonndorf einzusteigen, beschließen wir, noch durch die Lotenbachklamm aufzusteigen, ein wahres Natur Paradies! Und diese Entscheidung solltest Du auch treffen. Nur knapp 30 Minuten benötigen wir, doch die Strecke ist herrlich wildromantisch.
Oben angekommen bitte nicht direkt auf den Bus warten, sondern nach links um das Eck laufen, wenn Du wie ich in Bonndorf übernachten willst.
Nahe dem Bahnhof in Bonndorf ist meine grandiose Unterkunft für diese Nacht, die ich jedem empfehlen kann, das Möhringers Schwarzwaldhotel. Nicht nur, dass ich ein tolles großes Zimmer bekomme, auch der Wellnessbereich ist sehr großzügig und das Essen fantastisch. So gut, dass ich beschließe, 2017 wieder für einen Wochenendtrip hierherzukommen!
Am nächsten Morgen geht es nach einem schönen Sonnenaufgang
und einem leckeren Frühstück mit dem Bus (übrigens: die meisten Gastgeber auf dem Schluchtensteig stellen den Übernachtungsgästen die Konus Gästekarte aus, mit denen Du den ÖPNV kostenlos nutzen kannst) zurück zur Schattenmühle, wo die heutige Etappe startet:
3. Etappe Schluchtensteig Schwarzwald: Von der Schattenmühle nach Schluchsee-Fischbach
Nach einem kurzen Anstieg kurz nach der Brücke geht es hier zunächst auf einem breiten Forstweg voran.
Lass Dich nicht irritieren, dass ungewohnt lange keine Wegmarkierung kommt, wer auf Nummer sicher gehen will, lädt sich die Streckenpunkte in eine Offlinekarte. GPS kommt durch, normales Mobilfunknetz schon seit der Wutachmühle am Vortag nicht auf dem Schluchtensteig. Unterwegs wechseln sich heute sonnigere mit schattigen Etappen ab und es gibt immer wieder mal die Gelegenheit, auf einer Bank eine kurze Rast einzulegen.
Nach rund 2,5 km kommst Du an das Räuberschlössle, an das nur mehr die Felsen her erinnern.
Der folgende Abschnitt wird schön abwechslungsreich, mal reicht der Weg, zu zweit nebeneinander zu flanieren, mal musst Du hintereinandergehen.
Diese Etappe gefällt mir immer mehr durch ihren Abwechslungsreichtum, es geht immer wieder hoch und runter, mal ist die Wutach zu hören, mal verstummt sie. Die Wege sind teilweise mit knorrigen Wurzeln durchzogen,
teilweise wieder breit und ohne große Aufmerksamkeit zu begehen.
Nach etwas über zwei Stunden erreiche ich den Rechenfelsen, wo wieder eine Bank zu einer Pause einlädt. Der Blick runter auf die Wutach ist hier sehr imposant.
Nach dem Rechenfelsen geht es aufwärts, bald komme ich in die Sonne, wo wieder eine Bank dazu einlädt, das Gesicht eine Weile in die Sonne zu halten. Erstmals auf dieser Etappe des Schluchtensteigs erhalte ich Netz, T-Mobile zeigt sogar kurz LTE, während Vodafone gerade einmal kurz Edge liefert.
Die Strecke bleibt abwechslungsreich und unterwegs schlängelt sich sogar eine Blindschleiche über den sonnigen Pfad, doch bis ich reagiere, ist sie schon weg.
Gegen 13 Uhr erreiche ich Lenzkirch, wo ich Mittagspause im Cafe Wiest mache, die eine kleine, aber durchaus brauchbare Speisekarte für einen Mittagsimbiss haben. Doch auch außen herum hat es nicht nur ein schönes Rathaus (gegenüber),
sondern auch weitere Gasthöfe, egal ob Du lieber griechisch, italienisch oder türkisch futtern möchtest.
Hinter Lenzkirch geht es hoch zum Geologiepark von wo aus Du nicht nur eine schöne Aussicht runter auf Lenzkirch hast,
sondern auch einiges lernen kannst über die verschiedenen Steine.
Noch vier Kilometer sind es bis Fischbach, langsam merke ich, dass ich schon den dritten Tag am Wandern bin. 27 Grad haben wir im Schatten, das schlaucht natürlich zusätzlich. Die Kapelle auf dem Weg kommt mir für eine kurze erneute Verschnaufpause im Schatten gerade recht,
es lohnt auch, wie Du siehst, mal schnell reinzugehen. Wenn Du lieber in der Sonne sitzt, dahinter bietet sich die Möglichkeit, denn dort stehen Bänke.
Was ich noch nicht weiß – nur wenig später den Berg hoch wird der Schwendehof Käskessele kommen,
der in seinem Hof einen großen Kühlschrank zur Selbstbedienung stehen hat. Einfach zu günstigen Preisen bedienen (ne Wurst 1,50 EUR, Apfelschorle 0,5 l 2,00 EUR; ein 0,33 l Bier 1,50 EUR) und das Geld in die daneben stehende Kasse werfen.
Danach geht es noch eine Weile aufwärts, doch es ist nicht so steil, wie ich es anhand des Höhenprofils befürchtet hatte. Auf der letzten Kuppe, die ich überwinden muss, ist noch ein Sportplatz mit Grillplatz und Spielplatz, doch ich eile weiter, dem Hirschen in Fischbach entgegen, der nun nicht mehr weit ist, nur noch bergab.
Am nächsten Morgen breche – leider ohne trinkbaren Kaffee, das sonstige Essen ist dort aber sehr lecker – auf zur
4. Etappe des Schluchtensteigs von Fischbach nach St. Blasien
Morgens erwartet mich wieder strahlend blauer Himmel, der den Start auf die heutige Wanderstrecke auf Etappe 4 leicht macht.
Nach ca. 10 Minuten geht es in den Wald, der Duft von frisch geschlagenen Holz steigt mir in die Nase, dazwischen mischen sich Kräuterdüfte.
Nur knapp 30 Minuten nach dem Start komme ich an ein Schild, dass einen Stichweg mit 200 m zum Bildstein anzeigt. Ich bin fit, also denke ich nicht groß nach, sondern laufe diesen kurzen Weg. Und das war eine gute Entscheidung. Auf dem Bildstein, der Loreleyfelsen des Schluchsees (nicht nur des romanischen Blicks auf das Wasser wegen, sondern auch derselbe Tonschiefer aus der Zeit des Devon), zu steigen, denn der Ausblick auf den Schluchsee ist atemberaubend. Ein echtes Naturparadies, oder?
Von hier an geht es nur mehr abwärts, immer dem Schluchsee entgegen. Die Sinusbänke mit Ausblick laden wenige Meter später wieder zu einer Pause ein, der ich nur schwer widerstehen kann.
Der weitere Weg führt eine Weile am Schluchsee entlang,
leider wird der Weg bald zu einer gefühlten Wanderautobahn, die breit und ohne besonderes Highlight sich dahin zieht. Zwischendurch gibt es noch einen Vesperplatz mit schöner Aussicht auf den Schluchsee.
Ich freue mich, als ich den Krummkreuzbrunnen erreiche, denn der bietet eiskaltes Wasser, das ich mir über den Kopf laufen lasse und so herrlich erfrischt werde. Kurz danach gibt es wieder eine Bank mit herrlicher Aussicht, kurz vor dem Wanderparkplatz Muchenland.
Der Weg führt mich weiter auf einem Abschnitt, der bald so aussieht, als wäre er vor noch nicht langer Zeit frisch in den Wald regelrecht geschnitten worden. Dann geht es raus in die Sonne und kurz danach komme ich an meinen besonderen Freunden auf Wanderungen vorbei, einer Horde von Kühen, die es sich am Wegesrand gemütlich gemacht hat.
Kurz nach 12 mache ich eine kurze Pause, mein Vesperpaket verdrücken. Der Weg geht eh ziemlich steil abwärts, meine kaputten Knie brauchen diese Pause.
Unten angelangt, geht es bald in die Windbergschlucht hinein, nur noch 1,5 km bis zum Etappenziel St. Blasien sind es hier. Der Weg durch diese kleine Schlucht macht dann nach der voran gegangenen Strecke umso mehr Spaß, schmal wird es, wurzelig mit Wasserfall.
Lang ist die Schlucht nicht, die mich ein wenig an die Lotenbachklamm nach der 2. Etappen erinnert; unten angelangt ist es aber auch nur noch rund ein Kilometer bis zur Ortsmitte von St. Blasien mit dem beeindruckenden Dom, der beim Bau die drittgrößte Kuppelkirche Europas war.
Mein heutiger Gastgeber, das Dom Hotel liegt direkt gegenüber und ich genieße den Rest vom Tag erst im Schatten, dann in der Abendsonne und verdaue die Etappe 4.
Am nächsten Morgen geht es los zur – und ich verrate es jetzt schon – für mich schönsten
5. Etappe des Schluchtensteigs von St. Blasien nach Todtmoos
Schon morgens strahlt mich wieder ein knallblauer Himmel an und verspricht mir einen tollen Wandertag durch den Schwarzwald auf Etappe 5. Ich stelle mir schnell mein Lunchpaket vom Frühstücksbuffet zusammen und mache mich gegen 9.15 Uhr auf den Weg.
Hinter dem Dom geht es unter der Straße durch, dann bergauf einem schönen schmalen Pfad. Immer wieder werfe ich einen Blick zurück auf St. Blasien, das mit dem Dom mitten im Schwarzwald doch immer wieder erstaunt.
Die Steigung ist wieder lang nicht so steil, wie ich es mit Blick auf das Höhenprofil befürchtete und gerne mache ich auch den Abstecher auf die Luisenhöhe und werfe einen letzten Blick zurück.
Der folgende Weg führt mich immer weiter durch den Wald, der Geruch von Pilzen steigt mir in die Nase. Auch die Steigungen wechseln, zeitweise gerate ich schwer ins Schwitzen und meine Achillessehne erinnert mich daran, dass ich schon den fünften Tag in Folge unterwegs bin. Doch der Weg ist schön und ich mache gut gelaunt Meter für Meter.
Nach einer knappen Stunde bin ich auf 1.015 Metern Höhe, der Lehenkopfturm ragt vor mir in die Höhe.
Hier oben hast Du eine tolle Aussicht, Sitzbänke laden zu einer Pause in der noch nicht so starken Sonne ein.
Ich nutze die Gelegenheit, trinke einen Schluck Wasser, vertilge einen Schokoriegel, doch dann heißt es schon, den Rucksack wieder zu schließen, auf den Rücken zu nehmen und bergab auf der anderen Seite weiter dem Schluchtensteig zu folgen. Hier wünsche ich mir zum ersten Mal auf dieser Route, dass ich doch Wanderstöcke gekauft hätte, doch dem ist nicht so und ich gehe entsprechend vorsichtig abwärts.
Der Weg weitet sich, den ich mit weiten Schritten gehe.
Der Weg setzt sich fort durch Wiesen und Farne,
bis ich nach etwa zwei Stunden Wanderzeit zum Aussichtspunkt Panorama Horbach komme. Eine Viertelstunde und einige Höhenmeter abwärts später lockt der Landgasthof Klosterweiherhof zum Einkehren. Doch mir ist es noch zu früh, also bekämpfe ich meine Lust nach einem Radler und ziehe schnell weiter.
Kurz nach dem Gasthof befindet sich die Friedrich-August-Grube, die leider nicht jederzeit zu besichtigen ist. Nur 15 Minuten nach dem Klosterweiher komme ich zur Kreuzfelsenhütte, an der Du wieder prächtig Pause machen könntest mit einem tollen Ausblick.
Auf der Panoramatafel hier erfährst Du auch, was Du sehen könntest, wenn die Fernsicht besser ist als an diesem Tag, wo es eher diesig ist. Nach der Hütte geht es kurz abwärts, um dann steil rechts hoch mich erneut zum Keuchen zu bringen. Der Weg führt über Wiesen und Weiden, erneute stehen meine besonderen Freunde auf dem Weg und am Wegesrand.
Nach rund drei Stunden, gegen 12 Uhr, werde ich hungrig. Und eine Pause könnte ich auch benötigen. Soll ich noch ein Stück weiter? Gut, den folgenden Anstieg noch. Dann sehe ich sie, die verheißungsvolle Bank vor mir am Weges- und Waldrand in der Sonne:
Der perfekte Ort für eine schöne gemütliche Pause über 15 Minuten. Dann geht wieder der Rucksack zu, hinter Kuppe der Weg abwärts und schon schnell stoße ich auf den Ibacher Panoramaweg, einen Rundweg rund um Ibach, der sicherlich auch lohnt, wenn Du nicht sooo viel Zeit hast (12 km Rundweg). Auf diesem Rundweg verläuft auch der Schluchtensteig für eine Weile, hoch zum „Größten Alpenpanorama des Schwarzwalds“. Leider auch hier noch keine Fernsicht an dem Tag, schade, von hier aus soll man Eignernordwand, Mönch und Jungfrau sehen können.
Der Weg bleibt abwechslungsreich und schlängelt sich wenig später über eine Wiese, wo nur die Autos und Motorräder, die zu hören sind, den Genuß stören.
Als der Weg hier auf die Straße trifft, bietet sich die theoretische Möglichkeit zum Abbruch, falls das aus irgendwelchen Gründen erforderlich wäre, denn hier kommst Du zur Bushaltestelle „db Bahn Abzweigung Ibach“ des Südbadenbusses. Kommt für mich natürlich nicht infrage und so laufe ich auf der gegenüberliegenden Seite die nächste Steigung hoch. Die Sonne brennt mir ein wenig auf den Kopf, doch nach 10 Minuten komme ich den erholsamen Schatten des Waldes.
Nach weiteren etwa 20 Minuten stoße ich wieder auf eine Straße und das bekannte Ibacher Kreuz:
Das steht da als Station der Mariawallfahrt auf dem Weg nach Todtmoos, mein Ziel des heutigen Tages.
Doch keine Sorge, nur wenige Meter geht es an der Straße entlang, schnell zweigt der Schluchtensteig nach links ab
und es geht zunächst steil auf einem schmalen Pfad abwärts.
Kurz vor Todtmoos geht es noch mal in schmales Tal hinein, wie Du unschwer erraten kannst, sind solche Strecken bei mir sehr beliebt. Neben mir plätschert munter ein Bächlein, ich lächle und wandere gemütlich und glücklich vor mich hin.
Unten in Todtmoos angekommen, sehe ich zu meiner Linken das Cafe Bockstaller, das mir ans Herz gelegt wurde, um eine Schwarzwälder Kirschtorte zu verdrücken. Ein kurzer Blick auf den Akkustand des Handys lässt mich schweren Herzens weiter ziehen, mein heutiger Gastgeber ist leider ein wenig außerhalb in einem Teilort bergauf gelegen. Doch ich komme wieder, dann auch mit Schwarzwälder Kirschtorte, versprochen! Was soll ich sagen: Etappe 5 St. Blasien – Todtmoos war toll :)
Am nächsten Morgen starte ich am Hotel Rößle zur letzten und
6. Etappe des Schluchtensteigs von Todtmoos nach Wehr
22 km sollen vor mir liegen auf dieser Etappe des Schluchtensteigs. Plus der Kilometer vom Hotel bis auf den Wanderweg. Und zum ersten Mal seit Tagen sind die Wetteraussichten alles andere als gut. Spätestens für mittag ist anhaltender Regen angekündigt.
Mit einem starken Anstieg geht es los in Todtmoos, auf Teer aufwärts Richtung Rehaklink Wehrawald.
Kurz nach der Klinik zweigt der Schluchtensteig ab von der Straße und es auf Schotter weiter. Der Geruch von Minze steigt mir in die Nase und ich halte verwundert inne. Doch die Aussicht auf den Regen treibt mich an diesem Tag an und ich bin fast ein wenig dankbar, dass der erste Teil dieser Etappe auch wieder eher Wanderautobahn ist und ein sehr hohes Tempo erlaubt.
Durch einen Ort geht es, links vor dem Landgasthof Sternen abwärts. Unten angekommen geht es bald wieder weg vom Teer, erst über die Wiese, dann in den Wald, teilweise an Felsformationen vorbei.
Ich lasse mich von der Schwerkraft mit langen Schritten treiben, den Regen immer in Erwartung und nach einer Stunde schon unten an der Straße und habe bereits 5,5 km geschafft. Kurz geht es steil bergauf, ich mache einen kurzen Stopp, einen Schluck Wasser zu trinken.
Immer wieder treibe ich mich an. Es weht ein frischer Wind, es ist trüb und ich rechne jede Minute damit, dass der Regen einsetzt.
Und auf einmal ändert sich der Weg, erst geht es durch eine breitere Schlucht abwärts, neben mir plätschert wieder Wasser, ohne dass ich den Bach sehen würde,
dann geht es auf einmal links ab auf einen schmalen Pfad. Obwohl ich vorankommen will, werde ich langsamer. Nicht nur, dass der Weg auch mehr Aufmerksamkeit erfordert, er ist auch einfach schön hier.
Es geht am Abgrund entlang, Felsen säumen den Weg.
Unterwegs bietet sich auf einmal ein Blick tief runter zur Straße,
dann geht der Weg genauso schön weiter.
Nach einem kurzen Stück auf einem breiteren Weg geht es bald wieder runter auf einen schmalen Pfad in eine tolle Schlucht, am Wasser entlang.
Schwer ist der Weg nicht, doch die letzten fünf Tage haben ihre Spuren hinterlassen, das Heben der Füße wird immer schwerer, um über die Wurzeln zu kommen.
Unten komme ich an einen kleinen Parkplatz und die Bushaltestelle „Am Schluchtensteig“ des Südbadenbusses, Linie 7320. Und hier ist es so weit. Die ersten Tropfen fallen vom Himmel. Erst noch zaghaft, sodass ich beschließe schnell weiterzugehen und nicht die Konus Gästekarte zu nutzen. Auf der anderen Seite der Straße geht es wieder aufwärts, doch mit jedem Schritt nimmt der Regen mehr und mehr zu. Bald packe ich die Kamera in den Rucksack und ziehe die Regenjacke über.
Der Weg ist schmal, lässt sich aber trotz des Regens gut laufen. Bald führt er durch einen Bannwald, also eine Gegend, in der der Wald sich selbst überlassen wird und nur bei Gefährdung für die Fussgänger in die Natur eingegriffen wird. Eine Bank steht am Wegesrand und ein Schild kündigt den Blick zur Felsenhütte an.
Ganz leicht kann ich sie auf der anderen Seite auf dem Berg erkennen, doch der Regen gießt mittlerweile in Strömen und ich eile, aus der exponierten Lage ohne Bäume über mir wegzukommen. Mehrfach kreuze ich Bäche mit kleinen Brücken,
und überstehe den Regen eigentlich recht gut. Bis auf einmal Pflanzen am Rand des schmalen Weges stehen und auf einmal bin ich hüftabwärts ziemlich nass. Doch das lässt sich nicht ändern, auch schlechtes Wetter gehört zum Wandern. Und da endet auch schon der Regen und ich trockne schnell. Ein kurzer Blick auf die App Drops sagt mir, dass die nächsten zwei Stunden auch nicht mit Regen hier zu rechnen ist, also schnell weg mit der Regenjacke.
Wieder heißt es, lange Schritte zu machen und die jetzt wieder vor mir liegende Strecke flott zu überwinden. Denn ganz trocken bin ich natürlich nicht, mein Hemd weist eine Mischung aus Regen- und Schweissfeuchte auf. Der nächste Abschnitt scheint eine Umleitung zu sein, wie ich später merke, die Ausschilderung erstmals in den sechs Tagen suboptimal. Mehrfach fürchte ich falsch zu sein, Kreuzungen ohne Schilder machen die Orientierung schwer, zumal meine App sagt, ich sei weit weg vom Weg. Doch die weiß nichts von der Umleitung auf der ich bin.
Ich atme auf, als ich aus den Bäumen komme und erstmals das heutige Ziel Wehr sehen kann.
Doch die scheinbare Nähe täuscht, es sind noch 2,5 km, die sich auch noch sehr lange ziehen. Teilweise geht es noch um Wehr herum, bis es durch Wehr auf schmalen Wegen am Flüsslein lang geht.
Endlich geht es über eine Brücke (kurz nach der eben auf dem Bild) und ich sehe nach wenigen Metern zu linken große Tafeln. Soll das mein Ziel sein? Nein. Zu früh gefreut, es geht noch mal rund 2-300 Meter weiter, am Rathaus sind dann das tatsächliche Ziel, wo ich stolz ein Selfie twittere.
Jetzt aber wirklich im Ziel vom #Schluchtensteig#TTwandern – ich bin kaputt… pic.twitter.com/CYVN0EsrDt
— Hubert Mayer (@travellerblog) 15. September 2016
Nach Wehr, 22 km, und damit insgesamt 119 km auf dem Schluchtensteig durch den Schwarzwald (und ein paar zusätzliche), habe ich geschafft! Da darf ich doch stolz sein, oder? Zumal es auch einige Höhenmeter waren, siehe die unten stehenden Fakten zum Schluchtensteig und den einzelnen Etappen.
Fazit zum Wandern durch den Schwarzwald auf dem Schluchtensteig
Ich gebe es zu. Ich hatte Respekt davor, sechs Tage in Folge jeweils 20 km bergauf und bergab zu wandern. Doch es hat sich gelohnt. Abwechslungsreiche Wege zeichnen den Schluchtensteig aus, es gibt breite und schmale Wege, über Weiden, durch den Wald und durch Schluchten. Immer wieder ist Wasser in der Nähe, es gibt Aus- und Einblicke.
Der Schluchtensteig Schwarzwald ist ein toller Fernwanderweg durch den Schwarzwald, der verschiedene Fassetten dieser tollen Landschaft zeigt. Wenn Du nur eine Etappe gehen kannst: dann ab auf die 5. Etappe von St. Blasien nach Todtmoos, das ist für klar der Favorit, wenn ich gefragt werden: Was ist die schönste Etappe Schluchtensteig!
Und wie eingangs versprochen, hier noch meine Beschreibung der einzelnen Schluchtensteig Etappen, wenn Du Lust bekommen hast, nun auch diesen tollen Wanderweg der Top Trails of Germany durch ein wahrliches Natur Paradies zu gehen – die deutsche Alternative zu den Schweizer Alpen ;):
- Schluchtensteig von Stühlingen nach Blumberg
- Schluchtensteig von Blumberg bis Schattenmühle durch Wutachschlucht
- Schluchtensteig von Schattenmühle bis Schluchsee-Fischbach
- Schluchtensteig von Schluchsee-Fischbach bis St. Blasien
- Schluchtensteig von St. Blasien über den Hotzenwald bis Todtmoos
- Schluchtensteig von Todtmoos durch Wehraschlucht bis Wehr
Fakten zum Schluchtensteig Schwarzwald
Gesamtstrecke: 119 km
Schluchtensteig Etappen: 6
Aufstieg insgesamt: 3.415 m
Abstieg insgesamt: 3.505 m
Schwierigkeit: schwer
Gepäcktransport: buchbar
Konus Gästekarte gibt es bei den meisten Gastgebern
Tourdetails zum Download (GPX, KML) u. a. bei Outdoor Active mit GPS Daten
Der Schluchtensteig Schwarzwald ist Dir zu lang? Dann schau doch mal zu Travelsanne, die ist den nicht mal 12 km langen Premiumwanderweg und Schwarzwald Genießerpfad „Der Teinacher“ gewandert! Susanne schreibt über viele Wanderungen in Baden-Württemberg!
Hinweis: Alle Bilder sind, trotz dass sie noch recht groß sind, einigermaßen für das Web optimiert und damit spätestens auf einem Retinadisplay nicht mehr 100 % scharf. Das nehme ich bewusst in Kauf. Die Originale habe ich natürlich trotzdem: falls ein Partner bedarf haben sollte, können wir uns gerne austauschen, wie wir ins Geschäft kommen!
Wenn Du mir nun auch was Gutes tun willst – meinen Amazon Wunschzettel findest Du hier!
Ich wurde zu den sechs Wandertagen von der Projektstelle Schluchtensteig Schwarzwald eingeladen. Herzlichen Dank für diese sehr schöne Einladung und tolle Zusammenarbeit! Die Einladung umfasste die Übernachtungen mit Frühstück sowie den Gepäcktransport. Dazu kam die Versorgung mit Reiseführern, Infomaterial und die gesamte Planung inkl. der Buchung. Wer meint, dass die Einladung meine Meinung beeinflusst, kennt mich schlecht. Die Anfahrt habe ich selbst bezahlt, ebenso wie alle Getränke (außer am Anreisetag, als ich von Klaus vom Projektbüro – auch zum Abendessen – eingeladen wurde).
Dafür gab der Outdoorausrüster LOWA noch ein paar Schuhe aus an alle Teilnehmer des Blogger_Wander-Monats von Toptrails of Germany, zu denen der Schluchtensteig gehört. Ich muss nichts über die Schuhe schreiben (und auch nicht verlinken, mache ich aber trotzdem gerne!) – und habe die Schuhe gewählt, die ich sowieso vor kurzem auch gekauft habe, da LOWA eh meine bevorzugte Marke für All Terrain Schuhe ist.
Anzeigen: Für die Wanderung wurde mir vom Einladenden auch Wanderführer zur Verfügung gestellt. In diesem Fall war das der Hikeline Wanderführer Fernwanderweg Schluchtensteig: Quer durch den Naturpark Südschwarzwald, 119 km, 1:35 000, GPS-Tracks Download, wasserfest
Hallo Hubert,
toller Artikel zum Schluchtensteig. Deine Infos waren super hilfreich für die Planung. Wir waren jetzt aktuell im April 2017 auf dem Fernwanderweg unterwegs und haben noch ein paar Tipps veröffentlicht. Vielleicht ist das auch für Dich und Deine Leser interessant:
http://seppamberg.de/alle-etappen-und-erfahrungsbericht-schluchtensteig-tipps-im-schwarzwald/
Ein schönes Wochenende noch.
Gruß
Sebastian
Schöner Bericht zu dieser Wanderung. Eine kleinere Tageswanderung, die ebenfalls empfehlenswert ist, ist die Himmelbergrunde mit Start in Öfingen (Premiumwanderweg), die mit einem wunderschönen Panaromablick über die Baar endet. Gerade bei wärmeren Temperaturen ist der Weg ideal, da er viel durch dichten Wald führt.
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